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18.12.2024

Haferforum Süd in Plauen: engagiertes Wertschöpfungsnetzwerk zu Anbaupotenzialen in der Region

Zusammen mit dem Bauernverbänden aus Sachsen, Bayern und Thüringen hatten der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS und seine Mitgliedsunternehmen im Süden, die Rubin Mühle mit Standorten in Lahr und Plauen sowie die SchapfenMühle in Ulm, zum „Haferforum Süd“ eingeladen. Das Forum ist Teil der „Initiative Haferanbau“ und dient dem Ausbau der regionalen Aktivitäten der Schälmühlen. Mehr als 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, überwiegend aus der Landwirtschaft, sorgten mit vielen Fragen für einen engagierten und erkenntnisreichen Austausch zu einem abwechslungsreichen, praxisnahen Programm. Zwei Erzeuger präsentierten wirtschaftliche und agronomische Potenziale des Haferanbaus. Ein Getreidehändler erläuterte den Stellenwert des Hafers für den Handel und die Rohstoffeinkäufer der beiden Hafermühlen stellten ihre Qualitätsanforderungen und in persönlichen Gesprächen Rahmenbedingungen für langfristige Partnerschaften vor.

Zurzeit verarbeiten die Schälmühlen in Deutschland über 675.000 Tonnen Hafer pro Jahr – was nahezu einer Verdopplung in den vergangenen zehn Jahren entspricht. Umso wichtiger ist eine gute Rohstoffversorgung aus heimischem Anbau, gerade für die Mühlenbetriebe, die aufgrund ihres Standorts nicht ohne weiteres auf Importware zurückgreifen können. Das Haferforum Süd schaffte nun einen Platz zum Austausch und Kennenlernen der Partner entlang der Wertschöpfungskette.

Die Grußworte zur Veranstaltung sprach die sächsische Staatssekretärin für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Gisela Reetz, die die stark gestiegene Bedeutung von regionalen und Bio-Produkten hervorhob. Reetz: „Wir stärken die regionale Wertschöpfung und den Öko-Landbau. Deshalb unterstützen wir die sächsische Land- und Ernährungswirtschaft dabei, den heimischen Markt verstärkt in den Fokus zu nehmen. Viele Menschen fragen nicht erst seit Corona nach Lebensmitteln von Betrieben, die sie kennen oder die in der Nähe produzieren. Die Rubin Mühle in Plauen leistet hier einen wichtigen Beitrag.“

Auch Thomas Thiele, Vizepräsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, betonte: „Hafer steht für Nachhaltigkeit und Regionalität. Wir müssen die Perspektiven und Chancen sehen und nutzen. Ein reduzierter Einsatz von Betriebsmitteln, wie agrarpolitisch immer mehr gefordert, bietet große Chancen für den Haferanbau“.

Alle Referentinnen und Referenten aus Landwirtschaft, Forschung, Getreidehandel und Haferverarbeitung stellten Hafer als Gesundungsfrucht für den Ackerboden heraus. Allgemein anerkannt sind die positiven Eigenschaften des Hafers, Unkraut wirkungsvoll zu unterdrücken, Nährstoffe gut anzueignen, eine gute Bodengare zu hinterlassen und nur einen moderaten bis geringen Bedarf an Dünger und Pflanzenschutz aufzuweisen. Des Weiteren weist Hafer auch viele gesundheitsfördernde Effekte wie beispielsweise in der Diabetestherapie oder bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.

Dr. Lorenz Hartl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft präsentierte Ergebnisse von Landessortenversuchen aus Bayern, Sachsen und Thüringen. Wer sich für den Haferanbau entscheidet, muss neben der für den Standort geeigneten Sorte vor allem auf den Aussaatzeitpunkt achten. Eine frühe Aussaat sichert eine lange Vegetationszeit. Und je nach Sorten ist der Einsatz von Wachstumsreglern unvermeidbar. Hafer neigt zu Lager, daher sollte die Stickstoffdüngung passgenau erfolgen, so Hartl.

Dr. Steffen Beuch beleuchtete in seinem Vortrag, ob eine Herbstaussaat von Sommerhafer sinnvoll sei. Dabei stellte er Versuchsergebnisse und Sortenempfehlungen aus Irland vor, dem Land mit den weltweit höchsten Hafererträgen. Dort hat Hafer den niedrigsten CO2-Fußabdruck aller Feldfrüchte. Im europäischen Forschungsprojekt „CROPDIVA“ wurden neben Triticale, Buchweizen und anderen Feldfrüchten auch 250 Sommerhafersorten als Herbst- und Frühjahrsaussaat untersucht. Damit wird ein Großteil der Hafervielfalt in Europa abgedeckt. Kornertrag und Agronomie werden durch die Herbstaussaat im Vergleich zur Frühjahrsaussaat erheblich verändert. Der Ertragsvorteil der Herbstaussaat betrug 25 Prozent und das Hektolitergewicht stieg um 13 Prozent.

Antje Georgi von der Agrargenossenschaft Tirschendorf und Christian Rank vom Frankenwaldhof stellten jeweils ihre Erfahrungen mit dem Anbau von Hafer vor. Antje Georgi verdeutlichte die Vorteile von Hafer auf dem Acker, indem sie auf die Vorfruchtwirkung und die phytosanitären Aspekte verwies. Christian Rank zeigte, dass er neben den agronomischen Vorteilen vom Hafer als Typ-1-Diabetiker auch ganz persönlich von den blutzuckerspiegelregulierenden Effekten des Hafers profitiert. Beide Betriebe arbeiten seit Jahren mit der Rubin Mühle zusammen.

Ein weiterer Themenschwerpunkt waren die aktuellen Entwicklungen auf dem Hafermarkt. Katja Mieles vom VGMS gab einen Überblick zur Gesamtsituation. Weltweit wurden in diesem Jahr insgesamt 21,9 Millionen Tonnen Hafer (Weltgetreideproduktion: 2.824 Millionen Tonnen) produziert, davon fallen auf die EU 8 Millionen Tonnen. Die Hafererntemenge in Deutschland betrug 2024 nach einem schwachen Vorjahr 699.700 Tonnen. Sie verdeutlichte, dass der Bedarf an Hafer für die Nahrungsmittelproduktion für die menschliche Ernährung kontinuierlich wächst, nicht nur in Deutschland und der EU sondern auch weltweit. Daniel Schloz von der rebio GmbH ging auf Aspekte des ökologischen Hafermarktes ein. Die Qualitätsanforderungen beim Öko-Hafer sind herausfordernd aber machbar, langfristige Partnerschaften mit Mehrjahreskontrakten aber unabdingbar.

Klaus Bößendörfer, AHG Agrarhandel, stellte Hafer aus Sicht des Erfassungshandels vor. Entgegen der Auffassung vieler seiner Kollegen sieht er im Hafer Potential auch für den Handel. Mit einem verlässlichen Vermarktungspartner im Rücken bietet er der Landwirtschaft, Möglichkeiten Hafer in die Fruchtfolge zu integrieren. Auch für das Thema „Erreichen des notwendigen Hl-Gewichtes“ gibt es Lösungen. Mit Reinigungsanlagen, die auch für die Saatgutaufbereitung genutzt werden, ist vieles machbar.

Im letzten Teil des Forums stellten die beiden in Süddeutschland ansässigen Haferverarbeiter ihre Unternehmen und vor allem ihre Qualitätskriterien und Vertragsbedingungen vor.

David Quast von der SchapfenMühle in Ulm verwies auf die Wichtigkeit des Qualitätsmanagements, die mit der Nahrungsmittelproduktion einhergehen und erläuterte die Vorteile des Vertragsanbaus für beide Seiten. Thomas Staffen von der Rubin Mühle verdeutlichte noch einmal den enormen Umbruch, den der Hafermarkt in den vergangenen Jahren erfahren hat - durch die neuen Produkte im Bereich der Milchprodukte- und Fleischalternativen, von denen vor allem letztere in der Entwicklung noch am Anfang stehen. Unbestritten sind die hervorragende Eignung des Hafers zur Auflockerung wintergetreidelastiger Fruchtfolgen und der hohe Vorfruchtwert. Die Gesundungsfrucht Hafer kommt mit vielen unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten zurecht, wichtig ist eine ausreichende Wasserversorgung nach der Aussaat und in der Kornfüllungsphase. Bei aller Robustheit ist es wichtig, für Hafer sehr gute Standorte zu wählen, sich für die zum Standort passende Sorte beraten zu lassen und dann mit Engagement und Begeisterung das Haferfeld zu pflegen. Dann macht sich, so die Einkäufer beider Mühlen, auch der Einsatz in vielerlei Hinsicht bezahlt.

Weitere Informationen:

Die Präsentationen vom Haferforum Süd stehen im Webbereich auf der Internetseite von Hafer Die Alleskörner zum Download bereit: https://www.hafer-die-alleskoerner.de/landwirtschaft/veranstaltungen

Weiter Informationen und Kontaktdaten von Schälmühlen und Beratungs-stellen sind dort ebenfalls zu finden: https://www.hafer-die-alleskoerner.de/landwirtschaft/haferanbau-wissen/vermarktung-die-schaelmuehlen

zum Download:
VGMS-Pressemitteilung Haferforum Süd in Plauen