Hafer wieder auf Wachstumskurs
In seinem Erntebericht berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von einer insgesamt unterdurchschnittlichen Getreideernte für 2024, aufgrund von Hochwasser und Wetterkapriolen. Das sieht bei der diesjährigen Haferernte anders aus. Auch wenn der letzte Hafer gerade erst vom Feld geholt wurde, steigt die geerntete Hafermenge erfreulicherweise erneut, erreicht aber noch nicht die Mengen aus 2021 und 2022.
Höhere Haferernten in allen Bundesländern
Laut des aktuellen Ernteberichts ist die Anbaufläche in Deutschland von 2023 auf 2024 von 139.500 auf 156.800 Hektar um 12,4 Prozent gewachsen, aber immer noch unter dem Niveau von 2021 und 2022 (177.300 und 160.400 Hektar). Besonders in Niedersachsen sind die Flächen laut des Statistischen Bundesamtes enorm angestiegen – um 48,1 Prozent auf 15.700 Hektar. Deutliche Zuwächse gab es ebenfalls in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Mengenmäßig wurde besonders viel Hafer in Bayern (27.200 Hektar), Schleswig-Holstein (19.900 Hektar) und Baden-Württemberg (18.800 Hektar) angebaut.
Nach Ernten von 766.500 und 754.700 Tonnen in 2021 und 2022 hat die gesamte Erntemenge im Vergleich zum sehr schwachen Vorjahr (2023: 452.000 Tonnen) um 56,0 Prozent auf 705.000 Tonnen zugenommen. Besonders viel Hafer wurde in Schleswig-Holstein und Bayern geerntet (113.500 bzw. 113.000 Tonnen). Prozentual verzeichnet jedes Bundesland eine höhere Ernte im Vergleich zu 2023, in Niedersachsen hat sich die Menge sogar mehr als verdoppelt.
Hafer bietet nachhaltige und wirtschaftlich interessante Lösungen
Die Hafermühlen, organisiert in der Initative Haferanbau im Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS, begrüßen, dass die Haferernte wieder deutlich gestiegen ist: „Nach einer enttäuschenden Haferernte 2023 freuen wir uns in diesem Jahr über mehr Hafer aus Deutschland für unsere Schälmühlen“, so Ulrich Schumacher, Geschäftsführer der Fortin Mühlenwerke in Düsseldorf und Sprecher der Hafermühlen im VGMS. Der Bedarf ist da. Seit 2008 hat sich die Verarbeitungsmenge in deutschen Schälmühlen um 130 Prozent auf 675.000 Tonnen Hafer erhöht. „Wir setzen auf eine nachhaltige und transparente Lieferkette. Die enge Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft ist für uns Hafermühlen essentiell.“ Alle Partner entlang der Wertschöpfungskette können vom Superfood Hafer profitieren. Mit regionalem Hafer lassen sich attraktive Deckungsbeiträge erzielen. Die Preise liegen derzeit über dem Niveau vom Brotweizen.
Hafer bringt langfristig Vorteile aufs Feld
Hafer baut ein leistungsfähiges Wurzelsystem aus und kann – bei guter Wasserversorgung – auf allen Böden angebaut werden. Als Gesundungs-frucht ist Hafer gut für die Fruchtfolge und kommt mit vergleichsweise wenig Pflanzenschutz- und Düngemitteln aus. Als Sommerung liefert Hafer Abwechslung auf dem Feld, aber auch der Anbau von Hafer als Wintersaat bringt Vorteile mit sich, so Schumacher: „Klimatische Veränderungen erfordern Anpassungen im Ackerbau. In diesem Jahr war die Frühjahrstrockenheit in nahezu allen Regionen Deutschlands kein Thema. Dennoch kann das im kommenden Jahr erneut zum Problem werden. In wintermilden Lagen empfehlen wir auch mal die Haferaussaat im Herbst zu probieren. Die Pflanzen können die Winterfeuchtigkeit besser nutzen und sind im Ertrag sicherer als die Frühjahrssaaten.“
Regelmäßig organisiert die Initiative Haferanbau Veranstaltungen mit Vorträgen rund um den Haferanbau. Vor allem dienen die Treffen zum Austausch aller beteiligten Akteure von Züchtung über Landwirtschaft bis zu Getreidehandel und Mühlen, um die langfristige Zusammenarbeit zu fördern. Das nächste Haferforum wird im November 2024 in Plauen bei der Rubinmühle Vogtland stattfinden.
Hafer auch international wieder im Aufwind
Auch international steigt die Haferernte. In Schweden wird mit einer Ernte von 800.000 Tonnen gerechnet. Das sind ganze 72 Prozent mehr als im Vorjahr und 11 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. In Finnland beläuft sich die Ernteschätzung auf 1,26 Millionen Tonnen, das bedeutet ein Plus von 25 Prozent. „Die Hafermühlen in Deutschland wünschen sich dennoch mehr deutschen Hafer, um langfristig die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und um auf eine höhere Diversifizierung der Herkünfte setzen zu können“, so Schumacher. Landwirte die vom Hafer-Boom profitieren und in den Haferanbau einsteigen wollen, sollten sich vorab über Qualitätsanforderungen und Vermarktungsmöglichkeiten informieren und dazu Kontakt zu potenziellen Partnern aufnehmen. Der Bedarf an Schälhafer für die Lebensmittelherstellung in den Mühlen ist und bleibt hoch.
Weitere Informationen zur Initiative Haferanbau finden Sie im Internet unter: www.hafer-die-alleskoerner.de/landwirtschaft/haferanbau-wissen.
zum Download:
VGMS-Presseinformation Haferanbau